Vielen von uns, zumal den mittleren und älteren „Semestern“, wird der Grüne Leguan (Iguana iguana) noch aus der Schulzeit bekannt sein. Denn es war nicht unüblich, dass die stattlichen und meist auch friedlichen Grünen Leguane von fahrenden Reptilienzoos oder Zoopädagogen in den Klassenzimmern präsentiert wurden. Eine „Schaustellerei“, die viele Tierschützer heute strikt ablehnen und die dennoch, vor allem mit Schlangen, nach wie vor zelebriert wird. Werbemotive, bei denen leichtbekleideten Modellen Riesenschlangen um den Hals gehängt werden, sehen wir ja auch heute noch häufiger. Der Grüne Leguan hingegen, ist nicht unbedingt ein Medienstar, auch wenn Leguane alleine aufgrund ihrer drachenähnlichen Optik schon durchaus beeindruckende Reptilien sind.
Grüne Leguane und ihre Launen: Wenn Ehe- und Revierstreitigkeiten vor der Tür stehen
Der Grüne Leguan kann auch anders als friedlich: Manche Exemplare können recht ruppig sein und auch mal ihre Pfleger bedrohen. Andere dagegen lassen sich problemlos aus dem Terrarium nehmen und streicheln. Das Einfangen müsse dann aber ganz ruhig und ohne jene Hast geschehen, mahnt Johannes Jahn in seiner „Kleinen Terrarienkunde“ und verweist auf die kräftigen Krallen des Grünen Leguans und darauf, dass Jungtiere, sogenannte „Babyleguane“, mit Geduld an die Hand ihrer Pfleger gewöhnt werden sollten. Auch untereinander können sich Grüne Leguane übel zurichten. Da bleibt es nicht immer beim „Nicken“ und Drohgebärden. Leguane, die der Pfleger vor dem Terrarium eigentlich für ein „ideales Paar“ hält, können dann plötzlich ganz übel, mit Zähnen und Krallen, aufeinander losgehen … bis einer der Leguane, schlimmstenfalls jedoch beide, Wunden davon tragen. Eine Vergesellschaftung mit anderen Reptilien ist dann schon einmal gar nicht zu empfehlen.
Grüne Leguane und ihr Platzbedarf: Große Becken für stattliche Tiere
Da Grüne Leguane ohne weiteres anderthalb bis zwei Meter lang werden, sollten sich potentielle Halter rechtzeitig der Anschaffungskosten fürs Terrarium bzw. die Unterkunft bewusst sein. Allein Jungtiere des Grünen Leguans lassen sich in Becken von 120 x 120 x 60 Zentimetern unterbringen, wobei diese Terrariengröße, nach kurzer Zeit, dann schon von den Tieren „gesprengt“ wird. Selbst heranwachsende Leguane benötigen eine Bodenfläche von 2,50 auf 2 Meter und eine entsprechende Höhe zum Klettern, weswegen viele Halter ihre Leguane in eigenen, speziell eingerichteten Zimmern, Wintergärten oder beheizten Gewächshäusern unterbringen. Die Anforderungen, die die unsere „Drachen“ an ihre potentiellen Besitzer stellen, sind also nicht zu unterschätzen. Auch muss die ganze Einrichtung entsprechend verankert werden und stabil sein. Umso mehr, wenn ein Becken für die liebe Verwandtschaft wie den Nashornleguan konzipiert wird. Der könne mit seinem Schwanz, der wie eine Nilpferdpeitsche wirkt, sogar ein stabile Gießkanne einbeulen und, beim Graben und Scharren, Unmengen an Erde und Kies gegen die Terrarienscheibe schleudern, beschreibt Wolfgang Bechtles „Bunte Welt im Terrarium“ das Wesen der imposanten, aber alles andere als anspruchslosen Tiere.
„Geheiztes Wasserbecken, feuchtes Substrat, 1/2 der Kletteräste dicker als Körper!“ Das empfiehlt das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in seinen Mindestanforderungen (http://www.bmelv.de/SharedDocs/Standardartikel/Landwirtschaft/Tier/Tierhaltung/HaltungReptilien.html) für die Haltung von Reptilien zum Grünen Leguan. Und in der Tat ist unser Grüner Leguan ein vorzüglicher Schwimmer, der in seinem natürlichen Lebensraum, bei Überflutungen, auch mal größere Strecken paddelnd zurücklegt. Hier, in Mittel- und Südamerika, zählt unter anderem die Abgottschlange zu seinen Feinden. Gemäß dieser tropischen Herkunft, mögen es Grüne Leguane auch im Terrarium feucht und warm, wobei das Regenwaldbecken eine Grundtemperatur von 28 Grad hat, die Sonnenplätze jedoch auf über 40 Grad aufgeheizt werden.
„Im Zoo bekam einer von ihnen jeden zweiten Tag ein Viertelpfund Fleisch, etwas Salat ein halbes Pfund Kirschen und anderes süßes Obst.“ So beschreibt Bechtle den Speiseplan des auf Haiti heimischen Nasenhornleguans (Cyclura cornuta), der auch in freier Wildbahn vorwiegend vegetarisch lebt und seinen Speisplan nur gelegentlich mit Insekten und Kleinsäugern aufwertet. Unser Grüner Leguan dagegen kann und sollte ausschließlich pflanzlich ernährt werden. Hier kommen vor allem Löwenzahnblätter und –blüten, Klee und Wegerich, aber auch Kresse und Vogelmiere in Betracht, wobei die kalte Jahreszeit und sonstige Futterengpässe auch gut mit dem Exo Terra Iguana Adult – einem Fertig-Futter für ausgewachsene Grüne Leguane, überbrückt werden. Denn das enthält wichtige Rohfasern, ist leicht verdaulich und, dank lichtgeschütztem Aroma-Frische-Beutel mit Reißverschluss, besonders lange frisch und knusprig. Um den hohen Energiebedarf heranwachsender Jungtiere zu decken, wurde zudem das Exo Terra Iguana Juvenile entwickelt, das einen guten Start in ein langes Leguanleben garantiert. Auf Fleisch, Insekten und nestjunge Mäuse, wie sie noch in der älteren Literatur beschrieben und auch gerne genommen werden, sollten wir dagegen verzichten, da unserem Grünen Leguan sonst Leberschäden und Gicht drohen. Auch Obst darf nur in Maßen gereicht werden!
Grüner Leguan: Steckbrief & Wissenswertes in Kürze
Herkunft: Mittel- und nördliches Südamerika; tagaktiv, lebt eher im Flachland und bevorzugt die Nähe von Flüssen und anderen Gewässern; vorzüglicher Schwimmer
Aussehen und Größe: Stattliche, bis zwei Meter lange Echse mit kräftigen Krallen, mächtiger Kehlwanne und Zackenkamm auf dem Rücken, der dem Grünen Leguan ein drachenähnliches Auftreten verleiht
Aggressivität und Vergesellschaftung: Sehr territoriale Tiere; eine Vergesellschaftung kann, selbst bei vermeintlich passenden Paaren, zu einem Problem werden; aggressive Exemplare des Grünen Leguans können auch ihren Pfleger ernsthaft verletzen
Schutzstatus: WA Anhang II. Pflicht zur Buchführung. Nicht meldepflichtig.
Richtwerte zur Haltung von Grünen Leguanen
Temperatur: Empfohlene Lufttemperatur im Terrarium zwischen 25 und 28°C. Lokale Wärmeinseln unbedingt erforderlich – Spotstrahler verwenden. Lokale Temperaturzonen sollten 35 bis 38°C aufweisen. Im erhöhten Bereich des Terrariums (oberer Bereich Kletterast z.B.) Spitzentemperatur bis maximal 45°C. Nachtabsenkung ist Pflicht! Ideale Nachttemperatur für den Grünen Leguan liegt zwischen 20 und 25°C.
Luftfeuchtigkeit: 60-80 % Luftfeuchtigkeit sind ein guter Richtwert. Nachts über 90 % – wie in tropischen Regenwäldern üblich. Empfohlen: Terrariennebler oder Beregnungsanlage in Kombination mit Hygrometer, um die Luftfeuchtigkeit im Terrarium korrekt zu steuern.
Beleuchtung: Für die Grundbeleuchtung empfehlen wir eine lichtstarke T5-Tageslichtröhre oder entsprechende Tageslichtlampen. UV-Licht unbedingt erforderlich! Zusätzliche UV Lampe verwenden. Gut geeignet: Lucky Reptile Bright Sun UV Jungle.
Substrat: Bodengrund für den Grünen Leguan muss locker und sehr saugfähig sein. Geeignet ist entsprechender Dschungel-Bodengrund. Gleichzeitig ein guter Regulator für die Luftfeuchtigkeit.
Einrichtung: Typisches Dschungelterrarium. Der Grüne Leguan muss viel klettern können. Große Kletteräste sind hier ideal. Korkrückwände empfehlenswert. Terrarium braucht Wasseranteil (möglichst beheizt) – ansonsten: Große Wasserschale, die sich zum Baden eignet. Rückzugsmöglichkeit und Verstecke einrichten – Korkröhren sind hier eine gute Wahl.
Terrariengröße: Der Grüne Leguan braucht sehr viel Platz! 5 x 3 x 4 (L x B x H) bei Paarhaltung, bezogen auf die Körper-Rumpf-Länge, sind hier ein absolutes Minimum und oft schon zu wenig. Ein für Grüne Leguane geeignetes Terrarium liegt bei ca. 250 cm x 150 cm x 200 cm (L x B x H). Ebenfalls in Betracht kommen ein eigenes Terrarienzimmer oder ein geeigneter Wintergarten.