Tot oder lebendig, am liebsten jedoch tot, und das völlig unabhängig davon, wie die Riesenschlange gekillt wurde. Der US-Bundesstaat Florida bläst zur Jagd auf seine verwilderten Pythons, wobei den Behörden die Wahl der Waffen offensichtlich ziemlich egal ist. Erlaubt scheint, was gefällt und dem Jäger gerade in die Hand fällt. Von der Machete bis zur Schrotflinte – ein Thema, das sogar in Nachrichtensendungen wie RTL aktuell (wo man sonst mit Reptilien und der Terrarienhaltung von Schlangen eher weniger am Hut hat) thematisiert wurde.
Wenn Pythons dort leben, wo es „Mutter Natur“ nicht angedacht an
Auch Print- und Onlinemedien wie Derwesten.de widmen sich dem Thema. Florida rufe seine Bürger mit Preisgeld zur Python-Jagd auf, titelt „WAZ“ (http://www.derwesten.de/panorama/florida-ruft-seine-buerger-mit-preisgeld-zur-python-jagd-auf-id7482868.html) mit großen Lettern. Und macht darauf aufmerksam, dass sich der Python derzeit zielstrebig durch die Arteneinfalt des US-Sonnenscheinstaates frisst. Nun heiße es, im wahrsten Wortsinn, Feuer frei auf die Riesenschlangen, ergänzt der Focus (http://www.focus.de/panorama/welt/tiere-florida-blaest-zur-jagd-auf-pythons_aid_896977.html), wobei das Polit-Magazin, was das teils barbarische Vorgehen der Schlangenjäger von Staates Gnaden angeht, kein Blatt vor den Mund nimmt: „Von Schrotgewehren über Messer und Macheten bis hin zu Fischhaken“, alles sei erlaubt beim so genannten „2013 Python Challenge“.
Der geht bis Mitte Februar. Mitmachen kann offensichtlich jedermann, jede Frau und auch jedes Kind, da im Fernsehen auch ein Vater gezeigt wurde, der nun, mit seinen deutlich minderjährigen Sprösslingen, auf die Schlangen-Pirsch geht. Das Ziel und das Preisgeld stets fest im Blick. Denn derjenige, der die meisten Schlangen zu Tode gebracht hat, soll mit 1500 Dollar Preisgeld belohnt werden. 1000 Dollar gibt es dann noch einmal, quasi als „Sonderwertung“, für das längste Exemplar, das vorgezeigt wird. Die Schlangenhaut, die automatisch an den Jäger fällt, gilt dann als nette Dreingabe.
Aus dem Terrarium in die „Freiheit“?
Naturschützer sowie Reptilienfreunde dürften hierbei vor allem eines, nämlich Ekel und Abscheu empfinden. Auch wenn die, die nun zur blutigen Tat schreiten, zunächst, wohl mehr als Alibi, einen Online-Kurs unter www.pythonchallenge.org im „Netz“ belegt haben. Derwesten.de spricht denn auch von einem Hinrichtungs-Wettbewerb, der hierzulande, zum Glück, in dieser Form wohl undenkbar wäre.
Dennoch müssen wir selbst als Terrarianer und Reptilienfreunde einsehen, dass das Problem „hausgemacht“ ist und durch unsere „Zunft“ höchst selbst ausgelöst wurde. Denn wirklich heimisch waren der Tigerpython und seine Verwandten in den Everglades niemals. Schließlich sind Pythons Bewohner der „Alten Welt“, die in Asien, Afrika und Australien zu Haus` sind. In den US Sunshine State wurden sie lediglich importiert. Von „Tierliebhabern“, die ihre Pfleglinge, nachdem sie im Terrarium zu groß waren, kurzerhand in der freien Natur entsorgt haben.
Zumindest jedoch muss man etlichen Terrarianern Fahrlässigkeit unterstellen, weil sie nicht verhindern konnten, dass ihnen die mächtigen Würgeschlangen ausgebüchst sind. Selbst Online-Lexika wie Wikipedia bestätigen (http://de.wikipedia.org/wiki/Pythons#Verbreitung) die illegale Aussetzung von Pythons als sogenannte Neozoen in Florida. Dabei haben die Riesenschlangen, fatalerweise, in den Sümpfen ideale Lebensbedingungen und keine natürlichen Feinde. Logisch also, dass sie sich „prächtig“ vermehrt und gleichzeitig die natürliche Fauna arg dezimiert haben. Denn in so ein Python-Maul (und den Magen) passen nun mal gewaltige Rationen – angefangen vom Waschbären und Kaninchen bis hin zu Hirschen und Luchsen.
Sagt mal, von wo kommt Ihr denn her? – Das Problem der Neozoen
Dabei sind Neozoen beileibe kein rein US-amerikanisches Problem. Denn auch in Deutschland sind es nicht allein die wild-lebenden Sittichpopulationen, die sich längst etabliert haben. Auch Rotwangenschildkröten planschen munter und vogelfrei in so manch` heimischem Gewässer. Wiederum der Focus (http://www.focus.de/politik/deutschland/exoten-tierische-invasion_aid_203835.html) spricht daher von Pythons, Piranhas und Schnappschildkröten, von gefährlichen Exoten, die auch in Deutschland unterwegs sind. Weit(er) verbreitet sind die Ochsenfrösche, die sich in vielen Seen breit machen und so ziemlich alles hinab würgen, was vor ihr gefräßiges Maul kommt. Auch deutsche Artenschützer fürchten daher, völlig zu Recht, um die Vielfalt unserer heimischen Fauna.
Auch verwilderte Goldfische (die dann allerdings ihren Glanz verlieren sollen) und Guppys finden sich in vielen Tümpeln und ruhigen Flussabschnitten. Fremdländische Muscheln und Krebse leben hier ohnehin bereits reichlich. Daher gibt es sogar ganze Portale wie neozoen-bodensee.de, die sich mit dieser Thematik und ihren teils fatalen Auswirkungen befassen. Betrachtet man die grausamen Vorgänge in Florida, wird nur umso deutlicher, wie viel Verantwortung in den Händen von uns Haltern liegt und wie wichtig es ist, sich lange vor der Anschaffung eines „Exoten“, Gedanken darüber zu machen, ob man selbst genügend Tierliebe aufbringt, um mit dem Reptil seiner Wahl eine lebenslange Verbindung einzugehen. Wer Tiere (nicht nur Riesenschlangen) aus reinen Imagegründen erwirbt, handelt nicht nur egoistisch, sondern letztlich sogar kriminell.