Es ist nun schon einige Jahre, seitdem ich, als Foto-Reporter für eine Aquarien- und Terrarienzeitschrift, einen Reptilienfan besucht habe. Der hatte sich sein Haus so aus- und umgebaut, dass darin unzählige Terrarien und auch einige komplette Zimmer den Pfleglingen Platz boten. Wobei seine ganz besondere Vorliebe den Gift- und Riesenschlangen galt, so dass Schnappschildkröte und Teju eher klein und harmlos daher kamen … kein Grund, sich zu gruseln (dachte ich jedenfalls am Anfang), wenngleich die Nachbarn, die den guten Mann mittlerweile via Camcorder überwachten, da offensichtlich ein völlig anderes Gefühl hatten. Ein wenig mulmig wurde dann allerdings auch mir, als er, den die Behörden oftmals bei Schlangenfunden als Fachmann hinzuzogen, für meine Fotos zu Höchstform auflief: Denn der gute Mann stachelte seine Kobras – bei geöffneten Terrarienscheiben (!) -, mit dem Schlangenhaken so lange an, bis die sich zu ihrer typischen Drohstellung in Positur gestellt hatten. Ein Spiel mit dem Feuer, pardon: dem Gift, das es so gar nicht gebraucht hätte.
Gewusst wie: Mit der Kamera durchs Terrarienglas blitzen
Denn jeder, der sich ein wenig mit den Gesetzen der Fotografie und Physik auskennt, kann Spiegelungen und Reflektionen des Blitzlichtes an den Terrarienscheiben nahezu völlig vermeiden. Bereits ein Polfilter auf dem Objektiv verschafft uns einen klareren Durchblick. Richten wir die Kamera dann noch schräg, in einem Winkel von etwa 45 Grad, zur Scheibe aus, kann sogar das Blitzlicht genutzt werden. Denn dessen Einfallswinkel entspricht seinem Ausfallswinkel, so dass wir, bei einem „leicht schrägen“ Blick ins Terrarium, vor unliebsamen Reflektionen, die uns das Bild zu Nichte machen könnten, weitgehend geschützt sind.
Zudem sind heute die meisten Objektive mit sogenannten Gegenlichtblenden aus Plastik bestückt. Falls nicht, gibt es solche Vorsätze auch aus Gummi (für unsere Zwecke womöglich noch besser geeignet) für wenige Euro zu kaufen. Die sollen eigentlich draußen, bei Sonnenschein, seitlich einfallendes Streulicht abschirmen und damit verhindern, dass die Motive allzu flau wirken und/oder durch Lichtsäume und Reflexe ruiniert werden. Allerdings kann eine solche Streulichtblende auch „indoor“ und für die Terrarienfotografie ganz prima benutzt werden:
Setzen wir ein Objektiv, auf das eine Gegenlichtblende geschraubt wurde, nämlich unmittelbar auf die Behälterscheibe, so sind alle Spiegelungen und Reflexe wie von Zauberhand verschwunden. Selbst dann, wenn wir die Scheibe frontal anblitzen, gibt es keinerlei Probleme. Wer sich traut und eine ruhige und vorsichtige Hand hat, kann natürlich auch ein Objektiv ohne diesen schützenden Vorsatz unmittelbar ans Glas halten. Dabei sollten wir dann aber sehr auf der Hut sein und darauf achten, dass die wertvolle Optik nicht verkratzt wird. Umgekehrt müssen wir bei Gegenlichtblenden aus Plastik natürlich sicherstellen, dass keine Spuren und Macken am Glas der Terrarienscheibe entstehen. Denn das würde der zoologische Garten oder Besitzer des Beckens bestimmt nicht gutheißen.
Gibt es die ideale Kamera für die „Reptilienpirsch“?
Doch wie sieht sie aus, die ideale Kamera, mit der Reptilien und Lurche in Szene gesetzt werden? Nun, nach wie vor DAS Top-Arbeitsgerät aller Fotoreporter und Tierfotografen ist natürlich eine Spiegelreflexkamera mit Wechseloptik. Allerdings können heute auch gute Kompaktkameras für die Tierfotografie genutzt werden. Achten sollten wir in diesem Fall darauf, dass der Brennweitenbereich der fest installierten Optik für unsere Bedürfnisse ausreicht: Denn der sollte vom Weitwinkel bis in den Telebereich reichen und vor allem auch Nahaufnahmen zulassen. Zudem muss die so genannte Auslöseverzögerung, jene Zeit also, die zwischen dem Druck auf den Auslöser und dem eigentlichen „Schreiben“ des Fotos liegt, möglichst kurz ist. Denn wir fotografieren ja nun mal lebende Tiere und keine Stillleben, die endlos ruhig halten.
Wer sich eine Spiegelreflexkamera zulegt, wird, fürs Erste, mit Gehäuse und einem leichten Telezoom gut bedient sein. Denn viele Zoomobjektive verfügen heute bereits über eine Naheinstellung, die für größere Reptilien oder hübsche Teilansichten eines Beckens vollauf ausreichen. Später könnte dann zusätzlich in ein externes Blitzgerät und eine Makrooptik investiert werden. Damit lassen sich dann auch kleine Baumsteigerfrösche oder Insekten (ja, auch vermeintliche Futtertiere können tolle Motive abgeben!) formatfüllend in Szene setzen.
Die Marke ist dabei weniger von Bedeutung, als viele glauben. Denn ganz gleich ob Canon, Nikon, Olympus, Pentax oder Sony (und wie sie sonst noch alle heißen) – die führenden Hersteller bieten heute eine so ausgereifte Technik, dass Markenfetischismus fehl am Platz ist. Hier sind es, letztendlich, allenfalls Details, die ins Gewicht fallen. Bedeutender ist dagegen die Frage, ob innerhalb der ausgewählten Marke gleich in ein Profimodell investiert wird oder ob, für unsere Bedürfnisse und Interessen, die Mittelklasse vorerst ausreicht!?
Die jeweiligen „Flaggschiffe“ sind nämlich besonders robust konstruiert und können auch mal einen Rempler klaglos wegstecken. Zudem sind die Profimodelle gegen Umwelt- und Witterungseinflüsse abgedichtet, so dass wir nicht gleich bei den ersten Regentropfen kapitulieren müssen. Dafür sind sie natürlich teurer und schwerer als jene Modelle, die für Hobbyfotografen oder gar Einsteiger gedacht sind. Hier muss jeder für sich selbst entscheiden, wie viel ins (neue) Hobby Fotografie investiert werden soll.
Ab in die Wildnis: Wie schießen wir gute Fotos in Wald und Flur?
Natürlich können Lurche und Kleintiere nicht nur im heimischen Terrarium, sondern auch outdoor fotografiert werden. Hier werden wir allerdings rasch feststellen, dass viele unserer Motive auf Erschütterungen und Schattenwurf „allergisch“ reagieren. Selbst Frösche und Kröten in Laichstimmung neigen dazu, erst einmal abzutauchen, sobald sie unsere Schritte wahrnehmen. Hier müssen wir also die nötige Geduld aufbringen, bis die ersten Augenpaare wieder auftauchen und das Quak-Konzert von neuem losgeht. Generell sollten wir, bei der „Kleintierpirsch“, möglichst leichtfüßig vorgehen. Denn auch Grashalme, die den Sitzplatz einer Libelle oder eines Falters streifen, werden diesen in der Regel verscheuchen. Dabei kommt uns jedoch zu Gute, dass Insekten, selbst wenn sie fürs Erste verjagt wurden, oftmals wieder zu ihrem Stammplatz zurückkehren. Den können wir bereits dadurch in Szene setzen, dass wir leicht in die Hocke gehen. Bei Fröschen oder einer Blindschleiche müssen wir uns dagegen, um aus der Froschperspektive, also „Auge in Auge“, fotografieren zu können, notgedrungen auf den Bauch legen. Eine Plastikfolie im Fotogepäck wird daher Sinn machen. Zudem sollten wir, wenn wir uns weiter vom Wagen entfernen, stets einen Fotorucksack oder einen andere regendichte Hülle für unsere Kamera dabei haben. Denn ein Regenschauer könnte die Kameras (ausgenommen die robusten Profi- und Outdoormodelle) ruinieren!
Terrarienfotografie: Bis das erste Bild im Kasten ist
Ist die Kamera erst einmal ausgepackt und das Objektiv montiert, werden wir feststellen, dass ein Tier, das mit seinem Kopf just an der Scheibe klebt, ein eher ungünstiges Motiv ist. Die besten Bilder entstehen in der Regel dann, wenn die Echse oder der Lurch ein Stück weit entfernt im Terrarium sitzen. Dann können wir in aller Ruhe heranzoomen und den Ausschnitt festlegen. Tatsächlich kann ein Porträt, das lediglich den imposanten Kopf eines Leguans zeigt, ein tolles Bild sein. Zumal in einem Regenwaldterrarium, kann ein Frosch oder Taggecko aber auch auf seinem Kletterast und samt Dekoration in Szene gesetzt werden. Dabei wird, vor allem im heimischen Becken, der Einsatz des Blitzgerätes kein Problem sein. Oftmals wird hier der aufklappbare Blitz, der bereits in vielen Gehäusen verbaut ist, vollauf ausreichen. Kenner und Könner indes werden auf ihr externes Blitzgerät setzen, das vielleicht gar auf einer Schiene montiert ist und dann, via Kabel oder auch drahtlos, quasi „entfesselt“, genutzt wird. Dann kann der Blitzstrahl nämlich auch von oben oder durch die Seitenscheibe ins Becken geschickt werden.
Nicht vergessen: Die Sache mit dem Weißabgleich
Weißabgleich!? Was hat es mit dieser Einstellung auf sich, die wir heute an unseren Digitalkameras und Camcordern vorfinden? Nun, früher, im analogen Zeitalter, gab es so genannte Tageslichtfilme, die für Outdoor-Aufnahmen oder Bilder mit Blitz prädestiniert waren. Für jene, die bei Innenaufnahmen die natürliche Lichtstimmung der Raumbeleuchtung ausnutzen wollten, gab es dagegen sogenannte Kunstlichtfilme, die dafür sorgten, dass, trotz unnatürlicher Lichtverhältnisse, kein Farbstich auftrat. Manche Mittelformatkameras hatten sogar spezielle Rückteile, die es ermöglichten, auch Filme, die erst halb belichtet waren, zu wechseln. Der Fotograf konnte also, je nach Bedarf und Lichtverhältnissen, eine Kassette mit Tageslicht- oder Kunstlichtfilm ans Gehäuse schrauben. Das ist heute, dank digitaler Zeiten, wesentlich einfacher. Ist der automatische Weißabgleich eingestellt, werden wir nämlich auch bei Kunstlicht brauchbare Fotos erhalten. Bei vielen Modellen kann dieser so genannte Weißabgleich zudem von Hand, etwa auf Neonröhren und andere Lichtquellen, justiert werden. Sobald wir einen Blitz einsetzen, haben wir ohnehin keine Probleme zu fürchten, da dessen Farbtemperatur der des Tageslichtes nachempfunden ist!
Allerdings gibt es zoologische Gärten, in denen Blitzlicht „tabu“ ist. Doch auch das wird, bei hell ausgeleuchteten Becken, zumal dann, wenn Objektiv oder Gehäuse der Kamera über einen Bildstabilisator verfügen, kein Problem sein. Ein wenig Vorsicht ist allerdings angebracht, wenn es darum geht, wie weit die ISO-Einstellung (die die Lichtempfindlichkeit der Kamera angibt) ausgereizt wird. Denn auch im digitalen Zeitalter gilt nach wie vor, was schon zu analogen Zeiten gesagt wurde: Die besten Ergebnisse liefern Filme bzw. Einstellungen mit geringer Lichtstärke, während die Bilder unter hohen ISO-Werten leiden!
Benimm für Fotografen: Alles eine Frage der Höflichkeit
Orchideen sind zauberhafte Motive und wissen auch „solo“ vollauf zu überzeugen. Ebenso gut können die Blüten jedoch, wie das Pressefoto der Wilhelma in Stuttgart zeigt, mit dem Abbild einer Person kombiniert werden. Hier ist es, wie auch bei Vorträgen oder Führungen, eine Frage der Höflichkeit, dass wir nicht einfach draufhalten, sondern die Person, die wir da „ins Visier nehmen“, zunächst einmal fragen, ob ein Foto überhaupt genehm ist. Das gilt umso mehr im Ausland und auf Fernreisen, wo wir womöglich mit Landessitten und anderen Moralvorstellungen (Stichwort: weibliche „Models“) als daheim konfrontiert werden!
Tierbilder für die Ewigkeit: Einmalige Momente nutzen
Apropos zoologische Gärten: Hier bieten Führungen, ein Tag der offenen Tür oder Vorträge natürlich besondere Möglichkeiten, die im normalen Zooalltag so schnell nicht wiederkehren. Denn gerade jetzt werden die Pfleger auch mal Terrarienscheiben öffnen und einen Leguan oder ungefährliche Schlangen in die Hand nehmen. Optimale Voraussetzungen für gute Bilder also.
Die PR-Profis des zoologisch-botanischen Gartens „Wilhelma“ in Stuttgart wissen natürlich ganz genau, wie die eigenen Pfleglinge am besten in Szene gesetzt werden! (Foto: www.wilhelma.de)
Ein China-Alligator im Saarbrücker Zoo. Dank Bildstabilisator war hier die Aufnahme auch ohne Blitzlicht (das unerwünscht ist) kein Problem. (Foto: Peter Hoffmann)
Neben dem üblichen Quer- sollte auch mal das Hochformat, wie bei diesem Basilisken, ausprobiert werden! (Foto: Peter Hoffmann)

Da können die Bilder von der Weihnachtsfeier einpacken. Ein Stirnlappenbasilisk – in fast perfekter Pose erwischt.
Leguane und speziell die drachenartig anmutenden Nashornleguane sind eindrucksvolle Motive. (Foto: Peter Hoffmann)
Auge in Auge mit dem Zackenbarsch: Auch ein Porträt oder eine Kopfstudie können ein eindrucksvolles Motiv sein! (Foto: Peter Hoffmann)
Es müssen nicht immer Lurche oder Reptilien sein: Auch Nager können spannende Motive abgeben! (Foto: Peter Hoffmann)

Wie jetzt…was ist das für ne Echse? Ich bin Schönhörnchen und das sieht man wohl auch, Sie Ignorant!
Für den Reptilienfreund gibt es auch bei einem Waldspaziergang oder am heimischen Gartenteich stets etwas zu entdecken und zu fotografieren. (Foto: Peter Hoffmann)
Nicht nur die großen Exoten, sondern auch unsere einheimischen Spinnen sind ein Foto wert. Dafür braucht es allerdings schon ein gutes Makroobjektiv! (Foto: Peter Hoffmann)
Schmetterlingsgärten überraschen uns meist mit tollen Motiven. (Foto: Peter Hoffmann)